Bericht Gender Change Party 27.4.02 in Köln

(21.4.02)
Ich habe mich entschlossen die nächste Gender Change Party zu besuchen. Nächsten Samstag ist dies damit meine zweite Party in Köln. Diesmal werde ich wohl weniger aufgeregt sein, da mir nun nicht mehr alles fremd sein wird. Im Januar war für mich ja alles neu. Deshalb erhoffe ich mir, dass ich noch unbeschwerter und lockerer sein werde und deshalb die Party noch mehr geniessen kann. Jedenfalls freue ich mich schon sehr darauf und hoffe, dass es schön sein wird.
Schon jetzt  mache ich mir sehr viele Gedanken über nächstes Wochenende. Ich weiss schon, was ich anziehen werde. Es wird ein schwarzes, enganliegendes Abendkleid sein. Da ich zurzeit nur noch 61 kg wiege (bei 177 cm) denke ich mir, dass ich dieses Kleid durchaus tragen darf.  Erlaubt ist ja sowieso alles. Ich bin auch schon sehr gespannt was andere an diesem Abend tragen werden.

 

(25.4.02)
Noch 2 Tage bis zur Party. Ich beeile mich nach der Arbeit nach Hause zu kommen, denn ich habe vor, eine kleine Hauptprobe für die Party zu machen.
Ich schreibe mir eine Checkliste (*smile*), damit ich für Samstag nichts vergesse.  Die Liste ist schon recht lang. Sie enthält Angaben über Schmuck,  Kleider, Unterwäsche, Schuhe, Tasche, Fotokamera, Parfum, Schminkutensilien, Abschminkzeug, etc . Jetzt weiss ich erst recht, wieso Frauen immer länger haben, wenn Sie weggehen.Danach nehme ich  ein Bad. Anschliessend rasiere ich meine Beine. Haare an den Beinen sind als Frau nicht gerade schön. Trotzdem ist dies erst meine dritte Beinrasur. Danach rasiere ich mein Gesicht und schminke mich. Dann ziehe ich das Kleid an, welches ich am Samstag auch tragen werde. Wieder mache ich ein paar Fotos von mir:

Hauptprobe

 

(Samstag, 27.4.02)
Um 9:00 steige ich in der Schweiz in den Zug und erreiche um 15:00 K�ln. Ich beziehe mein Hotel, welches in der N�he des Bahnhofs ist. Ich habe so genug Zeit mich noch ein wenig auszuruhen und mich auf die Party vorzubereiten. Trotzdem, dass es nun schon meine zweite GCParty ist, bin ich enorm nerv�s und angespannt. Um 18:00 geht es richtig los. Ich dusche mich, mache eine gr�ndliche Gesichtsrasur. Auch diesmal wage ich es nicht , en femme von meinem Hotel zum Partyort zu gehen. Ich ziehe allerdings schon im Hotelzimmer die Frauensachen (Strumpfhosen, Slip, BH und Schmuck) an, welche nicht sichtbar sind unter meinen Jeans und Hemd. Ich fahre mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Station "Trimbornstrasse". Von dort ist es dann nur noch ca 300 m zu Fuss. Um 19:30 komme ich an.  Ich gelange zum Schminkraum und Garderobe. Schon herrscht reger Betrieb. Die Party beginnt eben sehr fr�h. Nun legt sich endlich ein wenig meine Nervosit�t. Ich ziehe nun mein Abendkleid und meine flachen Pumps an und schon geht es zum Schminkraum, wo Marla und 2 Kolleginnen an der Arbeit sind. Es ist interessant Ihnen beim Schminken anderer Leute zuzuschauen. Bei mir ist die Schminkkunst ja nicht sehr gross. Trotzdem habe ich mich ja schon vorher entschlossen mich selber zu schminken. Gl�cklicherweise habe ich einen hellen, nicht so auff�lligen Bartwuchs, so dass ich mit Fl�ssigmakeup mein Gesicht schon recht gut abdecken kann. Nun schminke ich mir die Augen. Zuhause habe ich schon ein wenig den pr�zisen Umgang mit dem Kajalstift ge�bt. Damit ziehe ich nun um die Augen d�nne schwarze Linien, um die Augen zu betonen. Mit dem Mascara-Stift werden die Wimpern gef�rbt. Im allgemeinen trage ich nicht sehr viel auf. Ich m�chte nat�rlich und recht feminin aussehen. Mit dem roten Kajalstift zeichne ich nun die Umrisse der Lippen. Mit meinem cherry-farbenen Lippenstift male ich sorgf�ltig meine Lippen an. Ich ziehe meine Per�cke an. Fertig. Es geht raus unter die Leute. 
Ich besorge mir ein Glas Sekt, kommes schnell in Kontakt und bald wird schon ein Foto gemacht:

Mit Marion und Alexandra.
(Sie bieten neu einen Beratungs-
und Begleitservice f�r TGs an. N�heres unter

http://www.beepworld3.de/members25/
transgender-service/
 )

Ich geniesse es f�r einmal so leicht neue Leute kennenzulernen, welche zum Teil auch noch ein �hnliches "Doppelleben" f�hren wie ich. Vor allem in der oberen Etage bei der Bar ist es relativ einfach in Kontakt zu kommen. Wenn ich in der Schweiz (nat�rlich nicht en femme) alleine ausgehe, ist es schon enorm schwierig mit fremden Leuten zu einem Gespr�ch zu kommen. Die Schweizer sind gegen�ber Fremden erstmals sehr zur�ckhaltend.
An diesem Abend komme ich in Gespr�che mit Astrid, Christiane, Gaby, Katrin, Lola, Marie, Martina. Dies war sehr interessant und es hat mich gefreut auch sehr viele Details aus Ihrem Transgender-Leben zu erfahren. Die Gespr�che haben mir gezeigt wie "normal" wir doch sind, auch wenn wir vielleicht noch andere Bed�rfnisse haben als "Normalos".

Zwischendurch reicht die Zeit auch zum Tanzen.

Die Partyhighlights sind wie bei der letzten Party: Disco, Misswahlen, Lifeband.
Ich m�chte hier dem Organisationsteam danken. Der Einsatz ist gewaltig. Man/frau sp�rt, dass da sehr viel Idealismus dahintersteckt. Ich denke, dass die Party ein grosser Erfolg ist. Es sind auch mehrere hundert Leute anwesend ! 

K�rung der  Miss Gender Change  

 

W�hrend der Party bin ich fast st�ndig am L�cheln. Ich bin ein wenig in einem Hochgef�hl, vielleicht auch wegen den recht vielen Komplimenten, die ich erhalte. Als Mann bin ich mir sowas einfach nicht gewohnt.Ich muss aber zugeben, dass ich dies schon ein wenig geniesse. Aber ich bilde mir auch nicht zuviel ein, denn ich denke, dass bei den Komplimenten doch etwas �bertrieben wird.

Um 2 Uhr morgens auf der oberen Etage.

Die Zeit vergeht im Fluge. Es sind nicht mehr viele Partyg�ste anwesend. Kurz vor 3 Uhr verabschiede ich mich von ein paar TG-Kolleginnen. Ich gehe zum Schminkraum und zur Garderobe. Weil ich mich en femme eben sehr wohl f�hle, f�llt es mir nicht leicht mich umzuziehen und abzuschminken.
Per Taxi geht es zur�ck in mein Hotel.

 

(28.4.02)
Es ist Sonntag und wie schon nach der letzten GCParty bin ich wieder sehr emotional und traurig. Ich glaube, nun diese Traurigkeit ein wenig erkl�ren zu k�nnen.
Es ist erst meine zweite Party, die Eindr�cke an der Party en femme sehr intensiv (jedenfalls f�r mich). Auf schweizerdeutsch: "es fahrt i". Es ist ein unheimlich sch�nes Gef�hl sich wenigstens f�r einen Abend als Frau zu geben und dabei auch eine Menge nette Leute kennenzulernen. Aber nach der Party ist alles wieder weg. Es ist, als ob man/frau f�r ein paar Stunden ein riesiger Schatz gefunden hat, der aber pl�tzlich wieder weg ist.  Ich bin mir also ziemlich sicher, dass mich kein schlechtes Gewissen plagt. Als Trost bleiben Erinnerungen, welche f�r mich sehr wertvoll sind.
Am Nachmittag besuche ich noch das Musical "Satruday Night Fever". Per Internet hatte ich ein g�nstiges Ticket kaufen k�nnen. Ich liebe Musicals und geniesse die Musik und die guten Tanzeinlagen. Es ist mir ein wenig peinlich, dass mir w�hrend der Vorstellung Tr�nen das Gesicht runterlaufen. Auch im Kino passiert mir dies sehr h�ufig. Ich bin wohl einfach sehr emotional, obwohl ich ja eigentlich gelernt habe, dass ein  Mann nicht weint.
Nach der tollen Vorstellung geht es ab Richtung Hauptbahnhof, welcher nicht weit weg ist. Ich steige in den Zug. Knapp vor Mitternacht erreiche ich Z�rich. Ein intensives, sch�nes, emotionales Wochenende ist vorbei.

 

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