Kostümfest 16.11.02(12.11.02)
Am nächsten Samstag findet das Kostümfest des Zürcher Transgenderclubs statt.
(Zwischenbemerkung: Deshalb werde ich für einmal auf die GCParty in Köln verzichten).
Das Motto lautet: Belle époque oder bis 100 Jahre früher (Gründerzeit, zweites Rokoko, Biedermeier).
Schon vor ca einem Monat habe ich en homme einen Kostümverleih besucht. Ich wurde problemlos bedient und konnte ganz diskret 3 Kleider (natürlich Frauenkleider) um die Jahrhundertwende 1900 anprobieren. Es kam, als ich bei der Anprobe war, ein weiterer Kunde rein, der dann zur Herrenabteilung geführt wurde. Sonst war ich der einzige
Kunde. Die Verkäuferin war sehr nett und hat mir sogar bei der Anprobe ein wenig geholfen. Ich habe dann auch ein recht schlichtes Keid ausgewählt. Es ist also keineswegs prunkvoll, hat auch keinen Unterrock. Aber ich bevorzuge sowieso das einfache schöne.
Es hat mir grossen Spass gemacht und war happy, dass alles so reibungslos geklappt hat.
Am nächsten Donnerstag kann ich nun das Kleid abholen.
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In diesem Orgelsaal, einem der schönsten Bankettsäle der Schweiz, findet das Fest statt. |
Ich freue mich riesig auf dieses Fest und bin schon jetzt aufgeregt. Ich kann es kaum erwarten bis es Samstag ist. Dies kann ich mir wirklich nicht richtig erklären. Aber ist es nicht einfach wunderschön, wenn man/frau sich auf irgendwas so stark freuen kann. ?
(14.11.02): Hauptprobe
Heute Abend habe ich nach der Arbeit das Kleid beim Kostümverleiher abholen können. Zuhause angekommen geht es sofort unter die Dusche. Danach schminke ich mich. Ich kann es kaum erwarten ins Kleid zu schlüpfen. En femme bin ich so "furchtbar schön" eitel, denn ich mache auch wieder per Selbstauslöser einige Fotos:
richtig zufrieden |
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ziemlich wild |
Ziemlich viele Fotos von mir. Bitte verzeiht, ich konnte mich einfach nicht richtig entscheiden, welche Fotos ich nicht veröffentlichen soll. Aber es kommt ja auch nicht so oft vor, dass ich ein Kleid um 1900 trage.
Hier nun auch noch ohne künstliche Haare. |
(16.11.02): Kostümfest
Es ist endlich Samstag Nachmittag.. Ich werde von einer Freundin in Zürich abgeholt. Gemeinsam fahren wir nach Sursee (bei Luzern). Danach machen wir uns im Hotelzimmer zurecht für das Kostümfest. Ich lackiere sogar meine Fingernägel. Dies habe ich bisher noch kaum getan. Ich verzweifle fast ein wenig, denn ich kriege einfach kein gutes Resultat hin. Nun, da muss ich noch ein wenig üben (*smile*). Ich ziehe mein Kleid an und es geht zum gediegenen Orgelsaal. Insgesamt sind knapp 40 Personen anwesend. Es ist schon erstaunlich, wie viele kostümiert gekommen sind, nämlich ca 25. Die meisten tragen Kleider aus dem 19. Jahrhundert, aber etliche haben sogar ein Rokoko-Kleid an. Die Stimmung ist gut, alle sind sehr gut gelaunt. Auch das Essen schmeckt in dieser fürstlichen Atmosphäre gut. Ein Musiker unterhält uns. Ab und zu wird sogar die riesige Orgel zum Tönen gebracht.
Viele Fotos werden gemacht. Nicht nur von mir !! Andere scheinen das Fotografieren und "Fotografiert-Werden" auch als Laster zu haben.
Es ist einfach schon ein tolles Gefühl in einer so tollen Ambiance einen Abend als Frau verbringen zu können. Auch gefällt mir mein Kleid ausgezeichnet. Es ist nicht ganz so glamourös, der Stoff ist angenehm weich. Darin fühle ich mich sanft, fast richtig als Frau. In solchen Momenten möchte ich für immer eine Frau bleiben resp. werden.
Am Schluss des Abends (ca 2Uhr) sprechen und scherzen ein paar TGs noch ein wenig mit dem Service-Personal. Sie haben uns ganz lieb bedient, obwohl sie noch nie solche speziellen Gäste wie wir hatten. Einfach vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft.
(17.11.02): Sonntagsausflug nach Luzern
Es ist wundervolles Wetter. Nach dem Morgenessen gibt es draussen vor dem Hotel noch eine kleine Fotosession:
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Die beiden haben sich für eine Fotosession nochmals gestylt. | Ich bin absichtlich ziemlich unauffällig gekleidet. Zum ersten Mal trage ich en femme Hosen. Meine Freundin ist da schon mutiger. Richtig schick. Gemeinsam machen wir beide dann denn Ausflug nach Luzern. |
Zu zweit geht es nach Luzern. Wir bummeln dort dem See entlang, trinken Kaffee und vergessen fast, dass wir en femme unterwegs sind. Danach besuchen wir sogar noch das Imax-Kino im Verkehrshaus von Luzern. Einige merken wohl schon, dass wir keine richtigen Frauen sind, aber es ist schön, dass uns niemand auslacht. Nicht einmal einen dummen Spruch kriegen wir zu hören. Alles klappt super.
Ich bin mir bewusst, dass nach so schönen Erlebnissen, ein kleines moralisches Tief sicher nicht ausbleiben wird. Aber es war insgesamt ein tolles Wochenende, an das ich mich noch lange erinnern werde.